„Kein Spielfeld für Nazis“ – Ein Resümee

Im Rahmen der Plattform „Kein Spielfeld für Nazis“ beteiligten wir uns an der Mobilisierung gegen den Naziaufmarsch in Spielfeld am vergangenen Sonntag. Unser Protest richtete sich nicht nur gegen den Aufmarsch der extremen Rechten, sondern versuchte vor allem auch Kritik am europäischen Grenzregime zum Thema zu machen. Im Folgenden ein knappes Resümee.

Menschen sterben, und ihr schweigt!

Reifen platzen, und ihr schreit!

Wie so oft zeigt sich auch anhand der Ereignisse rund um die Demonstrationen am 15.11. in Spielfeld, wie weit rechtsextremes Gedankengut und rechte Ideologie in die bürgerliche Gesellschaft hineinreichen. Antifaschistischer Protest wird delegetimiert, während Naziaufmärsche ohne Weiteres stattfinden können. Das behördliche Zugeständnis einer großzügigen Ersatzdemoroute für die Nazis bis zur Grenzstation, im Gegensatz zu einer lächerlich kurzen Route für Antifaschist_innen wurde bereits im Vorfeld zum symbolischen Ausdruck dessen, wem staatlicherseits in dieser Gesellschaft Raum gewährt wird.

Auch anhand der ekelhaften Melange an Demoteilnehmenden bei der Nazidemo, ist wiederholt zu erkennen, dass menschenverachtendes und rassistisches Gedankengut kein ausschließlich am rechten Rand zu verortendes Problem darstellt. Dies zeigt sich auch in der Berichterstattung über die Demonstrationen sowie im Verhalten der Polizei.

Aufgrund der massiven Verkürzung der linken Demoroute beschlossen Antifaschist_innen kurzerhand, diese zu verlängern und die Nazis nicht ungestört in die Nähe der Grenze kommen zu lassen. Heraus kamen dabei ein wunderbarer Antifa-Wandertag, gewalttätige Angriffe von Nazis auf Blockaden und Polizeikessel um einen Großteil der linken Demonstrant_innen nach der Demo- außerdem zu Distanzierungen von der antifaschistischen Demo auch seitens vermeintlich linker Politiker_innen, welche sich an einem Sachschaden mehr zu stoßen schienen als am organisierten Rechtsextremismus.

Es wird hierbei als legitim erachtet, dass sich selbsternannte ‚Grenzschützer_innen‘ und sogenannte ‚Patriot_innen‘ an der Grenze versammeln, um Geflüchteten zu demonstrieren, dass diese hier nicht erwünscht wären. Rechte Gewalt beginnt aber nicht erst bei brennenden Flüchtlingsheimen, sondern bereits am obsessiven Festklammern an einem konstruierten ‚Wir‘, dessen Zweck es ist, Sündenböcke einer Gesellschaft zu ernennen und diese abzuwerten. Diese Melange an ‚Europäer_innen‘ hat sehr oft aber nichts, außer einem Punkt gemein: den Hass auf das konstruierte ‚Andere‘ und somit ‚Bedrohliche‘. Solchen Ideologien muss jeglicher Raum entzogen werden.

Dass die wandelnden Grenzschützer_innen überhaupt in Sichtweite des Flüchtlingslagers in Spielfeld gelassen wurden, zeigt, dass das grundsätzliche Problem verkannt wird. Die europäische Abschottungspolitik, die von Politiker_innen vorangetrieben wird und an welcher die Grenzschützer_innen sich ironischerweise mit dem Einsatz ihrer Körper beteiligen wollen, wird zu immer mehr Toten an den europäischen Grenzen führen. Auch innerhalb Europas wird Geflüchteten mit Feindschaft begegnet, in der extremsten Ausformung in Angriffen auf Geflüchtete oder deren Unterkünfte.

Doch wenn Nazis mit ihren Forderungen den sicheren Tod von etlichen Menschen in Kauf nehmen, wird dies als legitimer Protest von vermeintlich ‚besorgten Bürger_innen‘ von der Politik zugelassen und empört kaum – mensch empört sich stattdessen lieber über kaputte Autos.

Der Naziaufmarsch am 15.11. war nicht der erste in Spielfeld und wird auch leider noch nicht der letzte gewesen sein.

Raus auf die Straße und in die Weinberge:

21.11. um 13:00 am Ballhausplatz in Wien

28.11. Spielfeld

Es gibt kein ruhiges Hinterland!

Kein Spielfeld für Nazis – nirgendwo!